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Systemtechnik: Von der Schule für die Industrie

Silvan Zahno, Leiter der Spezialisierung Infotronics des Studiengangs Systemtechnik der HES-SO in Sitten, im Gespräch.

Herr Zahno, was können wir uns unter Infotronics vorstellen? Infotronics ist eine Synergie aus Informatik und Elektronik, bei der wir beide Fachgebiete kombinieren, um der Industrie Mitarbeiter mit umfassenden Kenntnissen in der Entwicklung von Hardware bis Software anbieten können.

Die Zusammenarbeit mit der Praxis ist ein wichtiger Pfeiler für die Fachhochschulen. Könnten Sie uns Einblick in Ihre Kooperationen mit Unternehmen geben? Unsere enge Zusammenarbeit mit Unternehmen bildet einen zentralen Baustein unserer Arbeit. Wir setzen uns aktiv mit Firmen in Verbindung, für die wir innovative Lösungen entwi­ ckeln können, oder werden von diesen direkt angesprochen. Dies geschieht vorwiegend in Zusammenarbeit mit Innosuisse, einem Schweizer Förder­ programm, oder im Rahmen von man­ datsbasierten Projekten.

Wie weit sind die Studierenden in diese Projekte involviert? Studierende sind regelmässig im Rahmen von Semesterprojekten und insbesondere bei Abschlussarbeiten aktiv involviert. Ein konkretes Beispiel hierfür ist das Praxisprojekt im dritten Studienjahr, bei dem ich mit vier Studierenden für Constellium im Bereich der Metrologie an einer Methode gearbeitet habe, um im Mikrometerbereich exakte Messungen mit einem Roboter vorzunehmen. Nicht selten resultieren aus solchen Projekten neue Zusammenarbeiten oder sogar Start­ups. Aber auch für uns Professo­ ren ist die Nähe zur Industrie eminent wichtig, um im Unterricht stets auf dem neuesten Stand zu sein.

Zurzeit arbeiten Sie an einem Projekt für die Selbststeuerung von Baumaschinen. Unser aktuelles Projekt in Kooperation mit der Syrto AG in Steg widmet sich der Selbststeuerung eines Radladers. Dies ist eine tonnenschwere Bauma­ schine zur Beförderung von Land, Erde und Schutt. Unser Ziel ist es, diese teil­ autonom laufen zu lassen, sodass ein Mitarbeiter:in in Steg eine oder meh­ rere Maschinen in Susten bedienen kann. Zuerst galt es, die Umgebung mit Kameras, Distanzmessern sowie Lasersensoren für die Maschine «fühl­ bar» zu machen. Der nächste Schritt ist, der Maschine «Befehle» erteilen zu können: Wohin sie fahren soll, wie sie sich korrekt vor dem Material posi­ tioniert, die Schaufel ideal lädt usw. Während des Arbeitsprozesses merkt man, dass verschiedene Schwierigkeiten berücksichtigt wer­ den müssen, z. B. die Beschaffenheit des Materials, die sehr unterschied­ lich sein kann: nass, trocken, mat­ schig, steinig. Die Erkenntnisse aus diesem Prozess verdeutlichen die Kreativität, mit der Menschen kom­ plexe Aufgaben lösen können.

Welches ist das Endziel des Projekts? Unser Hauptziel ist es, das Laden und Entladen autonom zu ermöglichen. Die eigentliche Fahrt bleibt vorerst noch in menschlicher Hand, da dies sicherheitstechnisch ein geschlosse­ nes Gelände erfordern würde.

Welche Rolle spielt die KI? Obwohl KI heute in nahezu allen Pro­ zessen präsent ist, liegt der Fokus dieses Projektes nicht ausschliesslich auf der Entwicklung von KI. Dennoch kommt KI in verschiedenen Berei­ chen des Projektes zum Einsatz, bei­ spielsweise in der Modellierung der Umgebungserkennung.

Welches ist der Zeithorizont des Projekts? Das Projekt läuft noch bis Ende Jahr, wobei wir darauf abzielen, bis dahin einen ersten Prototyp zu präsentie­ ren. Kürzlich hatten wir unseren «go­ no go»­Meilenstein erreicht und grü­ nes Licht für die Fortsetzung des Projekts erhalten. Im folgenden Video findet man übrigens spannende Infos und Videos zu diesem Projekt: https://spl.hevs.io/projects/atcom/

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